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Reizüberflutung beim Welpen? So kannst du früh helfen, statt später zu kämpfen

  • Autorenbild: Sarina Kriechbaum
    Sarina Kriechbaum
  • 21. Mai
  • 4 Min. Lesezeit

Wusstest du, dass Welpen nicht nur spielen, um Spaß zu haben, sondern dass sie beim Spielen ihr Gehirn entwickeln? Ihre Bewegungen, ihr Erforschen der Umwelt und das Herumtollen mit Artgenossen sind weit mehr als bloße Unterhaltung. Sie sind ein wichtiger Teil ihrer Entwicklung – und zwar auf einer sehr grundlegenden, sensorischen Ebene.

In diesem Artikel erfährst du, was sensorische Integration eigentlich ist, warum sie für deinen Welpen so entscheidend ist – und wie du ihn mit einfachen Übungen gezielt dabei unterstützen kannst.

Welpen spielen
Beim Spielen lernen Welpen für das echte Leben.

Was ist sensorische Integration überhaupt?

Sensorische Integration (kurz: SI) beschreibt den Prozess, mit dem das Gehirn Sinneseindrücke verarbeitet, filtert, ordnet und miteinander verknüpft. Dabei werden Informationen aus allen Sinnesorganen genutzt – Sehen, Hören, Riechen, Tasten, Gleichgewicht und Tiefensensibilität – um angemessen auf die Umwelt reagieren zu können.

Wenn die sensorische Integration gut funktioniert, entstehen daraus sogenannte anpassende Reaktionen – also Reaktionen, die sinnvoll und situationsgerecht sind. Der Hund lernt, entwickelt sich sozial und emotional weiter und kann sich in seiner Umwelt sicher bewegen.

Wenn die Sinnesverarbeitung jedoch nicht gut gelingt – zum Beispiel weil Reize nicht richtig gefiltert oder geordnet werden können – entsteht Chaos im System. Das Verhalten wird unruhig, übersteuert oder sogar aggressiv. Und häufig weiß niemand so recht, warum.


Warum betrifft das auch Welpen?

Das Gehirn deines Welpen ist ein Wunderwerk – aber es ist noch mitten in der Entwicklung. Gerade in den ersten Lebensmonaten ist es damit beschäftigt, Reize aus der Umwelt überhaupt erst einmal einzuordnen: Was ist wichtig, was kann ich ignorieren, was bedeutet Gefahr, was ist sicher?

Wenn dein Welpe in dieser Zeit zu vielen Reizen ausgesetzt ist oder keine klaren Rückmeldungen bekommt, kann sein Gehirn überfordert sein. Die Fähigkeit, Reize sinnvoll zu verarbeiten, bleibt unausgereift. Das kann langfristig zu Problemen führen – z. B. zu Unsicherheiten in neuen Situationen, Überreaktionen oder mangelnder Selbstregulation.


Warum Gehorsamstraining hier nicht weiterhilft

Viele Trainingsmethoden setzen auf Gehorsam – auf Kontrolle, auf das „richtige“ Verhalten. Doch wenn dein Hund Schwierigkeiten hat, Reize zu verarbeiten, kann er gar nicht angemessen reagieren – selbst wenn er wollte. Denn sein Gehirn ist mit der Organisation der Sinneswahrnehmungen beschäftigt. Es fehlt die Grundlage für Lernen, Anpassung und soziales Verhalten.

In solchen Fällen bringt es wenig, auf Sitz, Platz oder Leinenführigkeit zu bestehen. Was dein Hund braucht, ist etwas ganz anderes: Unterstützung bei der sensorischen Verarbeitung.

Sensorische Integration Übung mit Welpen und Junghund
Bei solchen scheinbar einfachen Übungen werden verschiedene sensorische Sinneswahrnehmungen gefördert: der taktile Sinn, die Propriozeption (Tiefensensibilität) und der Gleichgewichtssinn

Sensorische Integration fördern – schon im Welpenalter

Das Gute ist: Du kannst deinem Welpen helfen, seine sensorische Integration zu stärken – und zwar mit gezielten, einfachen Übungen. Und das am besten schon früh. Denn genau wie bei Kindern ist die frühe sensomotorische Entwicklung die Grundlage für spätere geistige und soziale Fähigkeiten.

Die wichtigsten Elemente dabei sind:

  • Langsamkeit: Gib deinem Welpen Zeit, um Reize zu verarbeiten. Lass ihn schauen, schnüffeln, tasten, schmecken, etc. so viel er will, ohne ihn zu locken oder auf ihn einzureden.

  • Vielfalt: Ermögliche ihm unterschiedliche Sinneserfahrungen – über Nase, Pfoten, Gleichgewicht, Geschmack, usw.

  • Sicherheit: Biete sichere Rahmenbedingungen, damit er sich auf neue Eindrücke einlassen kann, wie z.B. rutschfeste Böden, kein Rauf-und Runterspringen von Möbelstücken oder aus dem Auto, Brustgeschirr statt Halsband, u.v.m.

  • Spielen: Freies, altersgerechtes Spielen mit Artgenossen, mit dir und in der Natur ist das beste „Gehirntraining“ überhaupt. ABER: Besonders beim Spielen mit anderen Welpen brauchen diese Feedback von uns Menschen, um zu verstehen, was angemessen ist und was nicht.


    Welpe läuft auf einer Wiese
    Was für Menschen lustig aussieht, kann für Welpen die pure Überforderung sein.

    Wie erkenne ich, ob mein Welpe Unterstützung braucht?

Vielleicht kommt dir das bekannt vor:

  • Dein Welpe ist in neuen Situationen sehr aufgedreht oder überfordert.

  • Er reagiert heftig auf Geräusche oder Bewegungen.

  • Er scheint „nicht ansprechbar“, wenn viel los ist.

  • Er zeigt extremes Verhalten, z. B. rennt plötzlich hektisch los oder „rastet aus“.

Das alles sind Hinweise darauf, dass sein Gehirn Reize nicht gut sortieren kann. Statt zu schimpfen, zu lachen oder mit Ablenkung zu reagieren, lohnt es sich, einen Schritt zurückzugehen: Welche Reize wirken hier gerade auf deinen Welpen ein? Was versteht er – und was überfordert ihn?


Was sensorische Integrationsübungen bewirken können

Sensorische Übungen zielen nicht auf Gehorsam, sondern auf Reifung ab. Sie helfen dem Gehirn deines Hundes, Reize besser einzuordnen. Das stärkt seine Selbstregulation – also die Fähigkeit, sich in aufregenden oder stressigen Situationen selbst zu beruhigen und angepasst zu reagieren.

Dazu gehören z. B.:

  • ruhige Gleichgewichtsübungen (z. B. auf leicht erhöhten Holzbrettern stehen),

  • gezielte Berührungsübungen,

  • strukturierte Nasenarbeit (Schnüffelspiele),

  • und Bewegungsangebote mit klarer Struktur.

Diese Übungen sollten immer langsam und mit Bedacht durchgeführt werden – damit dein Welpe die Informationen auch wirklich integrieren kann.


Entwicklung statt Dressur

Ein Welpe braucht also keine „Trainingseinheiten“, um zu funktionieren – er braucht Erfahrungen, die sein Gehirn sortieren kann. Und er braucht Menschen, die ihn verstehen. Sensorische Integration ist eine unsichtbare, aber entscheidende Grundlage dafür, dass dein Hund sich gut entwickelt – emotional, sozial und körperlich.

Wenn du deinem Welpen die Chance gibst, Sinneseindrücke in seinem Tempo zu verarbeiten, unterstützt du ihn nicht nur im Hier und Jetzt. Du legst damit auch den Grundstein für ein entspanntes, ausgeglichenes und soziales Hundeleben.


Golden Retriever Welpe sitzt vor blauer Holzwand
Sitzen auf Signal sollte man mit Welpen (noch) nicht üben, weil es für die Entwicklung des Welpen (körperlich und geistig) gar keinen Vorteil bringt, sondern eher schädlich sein kann, wenn man es übertreibt.

Lust auf mehr?

In unseren Welpenstunden in der Welpenschule Graz arbeiten wir genau mit diesem Verständnis – mit Respekt vor der Entwicklung deines Welpen, viel Wissen über sensorische Prozesse und Übungen, die seinem Gehirn, Körper und Geist wirklich helfen.

Wenn du neugierig bist oder Fragen hast, melde dich gern bei uns. Wir freuen uns auf dich und deinen kleinen Entdecker!



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